Geschichte
Altenmuhr, Neuenmuhr, Stadeln und Wehlenberg vereinigen sich am 1. Januar 1976 zur Gemeinde Muhr am See.
Altenmuhr zählt mit zu den ältesten Siedlungen im Altmühltal. Die erste geschichtliche Erwähnung geht auf das Jahr 888 zurück. Wohl schon im 15. Jh. war der Ort von einem Wassergraben umzogen, der einen gewissen Schutz bot und auf der Dorfseite von einem Wall mit mindestens einer Hecke begleitet wurde. Der Schutzring soll erst im 19. Jh. eingeebnet worden sein. 1551 wurde bereits das Torhaus als ein Teil der Ortsbefestigung erwähnt. Von dieser Stelle aus führte die sich gabelnde Straße zum Schloss und zur heutigen St. Johanniskirche. Etwas abseits, durch eine Ackerreihe getrennt, lag im Südwesten in einem Bogen der Altmühl der Bereich des ehemaligen Schlosses Mittelmuhr. Nach der Überlieferung sollen die Herren von Muhr schon um das Jahr 600 hier ansässig gewesen sein. Das heutige Altenmuhrer Schloss hat seinen Ursprung im 12., die Dorfkirche St. Johannis im 13. Jahrhundert. Der zur Gemeinde gehörende ehemalige Weiler Wehlenberg wurde noch um das Jahr 1732 als „Wildenberg“ bzw. Wildenbergen bezeichnet. Nicht zuletzt wegen der Ortsnamensführung vermutete die ältere Wolframsforschung hier das „Wildenperc“ aus Wolfram von Eschenbachs „Parzival“.
Neuenmuhr im Gegensatz zu Altenmuhr war die Ortschaft Neuenmuhr nicht befestigt gewesen. Das Neuenmuhrer Schloss, eines der größten und prächtigsten im Altmühltal, stand am Südrand des Dorfes. Im 30-jährigen Krieg wurde die Ortschaft weitgehend niedergebrannt. Ursprünglich erstreckte sich das Dorf von Süden nach Norden zwischen dem Neuenmuhrer Schloss und der St. Jakobuskirche und von Westen nach Osten vom Anfang der heutigen Gunzenhäuser Straße hin bis zum Dorfweiher im Südosten. Bis zum heutigen Tag hat sich das charakteristische Bild des Rodungsdorfes, wie wir sie häufiger nördlich des Limes finden, erhalten. Die Höfe reihen sich zusammen mit den großen Gärten entlang der Dorfstraße. Ein Gedenkstein zur Erinnerung an das Neuenmuhrer Schloss befindet sich heute ostwärts der Kläranlage unter einem Birnenbaum.
Stadeln bereits 890 als Sitz eines der sieben Amtmänner des Klosters Herrieden genannt, war Stadeln früher nur ein großer Platz, um den die Häuser lagen. Im Osten begrenzte das Vogthaus, ein zweistöckiges Haus mit Fachwerkanbau und geräumigem Hausplatz, die Siedlung; im Westen stand ein Gasthaus. Dieses Wirtshaus war das größte Anwesen und besaß eine eigene Brauerei mit im Kellerwäldchen gelegenen, in Sandstein gehauenen Bierkellern. Das Anwesen wurde in den 60er Jahren restauriert, brannte aber 1978 bis auf die Stallungen völlig nieder. In der Scheune bzw. den Stallungen der ehemaligen Brauerei wurde dann die neue Gaststätte „Zum Mönchswald“ (heute Restaurant „Delphi“) errichtet.
Nesselmühle in den Urkunden aus der Zeit von 1190 und 1191 wird ein Wasserlauf erwähnt, der östlich von Dürrnhof aus einem Feuchtgebiet im Mönchswald hervortritt und bei Muhr am See in die Altmühl mündet. Er trägt den Namen Nezelbach und Nesselbach, womit zum Ausdruck kommt, dass einst der kleine Flusslauf von vielen Nesseln umsäumt war. Joachim Christoph von Lentersheim zu Neuenmuhr ließ wohl aufgrund Mangels eines geeigneten Platzes an der Straße, die von Stadeln nach Wehlenberg führt, eine eigene Mühle erbauen. 1575 bat er den Bischof von Eichstätt um die Erlaubnis, „auf seiner 1574 erbauten Maal Mühlen hinder Altten Mhur und Stadeln“, den Nesselbach umleiten zu dürfen. 1612 wird Wolf Christoph von Lentersheim die „Eßelmühl“ abgabepflichtig, 1662 wird ein Stephan Buckel Lentersheimer Müller genannt. 1670 verkauften die Erben der Lentersheimer Herrschaft in Neuenmuhr die „Neßelmühl mit zwey Mahlgängen und einer neuerbauten Seegmühl“ an den Markgrafen von Ansbach. Später ging sie in private Hände über. In den 60er Jahren wurde der Sägebetrieb eingestellt, anfangs der 70er Jahre die Mahlgänge stillgelegt. Nachdem der letzte Müller Johann Georg Kleesattel im Jahr 1967 verstorben war, ging das Anwesen auf Ludwig Meister über. Nach diesem Besitzwechsel verfiel die Nesselmühle zunehmend, sie wurde im Jahr 1977 von ihrem letzten Besitzer abgebrochen. Viele Jahre erinnerte nur noch eine mächtige Linde an den Standort und an das noch vielen Muhrern vertraute Bild. Im Jahre 2006 wurde auch diese, die an der Stelle einer überlieferten Gerichtslinde stand und als Naturdenkmal eingetragen war, unverständlicherweise mit Genehmigung der unteren Naturschutzbehörde entfernt.